Sabrina Imbler ist Schriftsteller:in und Wissenschaftsjournalist:in, lebt in Brooklyn und veröffentlicht Essays und Reportagen unter anderem in der New York Times, "The Atlantic", "Catapult" und "Sierra". "So weit das Licht reicht" ist Imblers Debüt und wurde vom Time Magazine zu einem der zehn besten Nonfiction-Bücher des Jahres 2022 gekürt.

1. Was haben Sie im Studium fürs Leben gelernt?
Ich habe gelernt, dass das Genre einer Sache viel weniger wichtig ist als die Vision, die man von ihr hat.


2. Womit haben Sie Ihr erstes Geld verdient?
Einen Sommer lang habe ich Nachbarskindern Schreibnachhilfe gegeben (und musste dann alles, was ich verdient hatte, für einen Strafzettel ausgeben).


3. Wie sieht ein gelungener Tag in Ihrem Leben aus?
Jeder Tag, an dem ich neben meinem*meiner Partner*in aufwachen, mit meinen Katzen auf dem Sofa kuscheln und etwas Neuem begegnen kann – einer Lebensform, einem Song, einem Fakt usw.


4. Was tun Sie immer und immer wieder?
Ich blicke in jedes natürliche Wasserbecken, an dem ich vorbeikommen, um zu sehen, ob darin etwas lauert.


5. Was ertragen Sie nur mit Humor?
Die schreckliche, erdrückende Bürokratie des amerikanischen Gesundheitssystems.


6. Ein großes "Beinahe" in Ihrem Leben?
Vor etwas mehr als einem Jahr hätte ich den Journalismus beinahe aufgegeben. Ich war ausgebrannt von schlechten Jobs, anstrengenden Newsrooms, der Instabilität der Branche. Aber jetzt bin ich bin so froh, dass ich dort gelandet bin, wo ich gerade bin: Ich schreibe für Defector, eine gewerkschaftlichen Sport- und Kulturwebsite; das ist der nachhaltigste und solidarischste Job, den ich in der Medienbranche je hatte.


7. Der beste Ort der Welt?
Der San Mateo Japanese Garden im Park meiner Heimatstadt ist ein wunderschöner, idyllischer Ort – mit einem Teich voller Koi-Fische, behutsam zugeschnittener Sträucher und beruhigender Steinskulpturen.


8. Welche Künstler*innen beeindrucken Sie?
Seit Ryuichi Sakamoto im Frühjahr verstorben ist, habe ich mir viele seiner Alben angehört. Seine Kompositionen geben mir das Gefühl, in Klang gebadet zu sein, umgeben von einem schimmernden, manchmal prickelnden Schleim, wie die Innereien eines Seeigels. Ich bewundere die Langlebigkeit seiner künstlerischen Laufbahn, wie er sein ganzes Leben lang Musik gemacht hat und wie unerschrocken und begeistert er sich in neue Genres gestürzt hat, wie nichts unter seiner Würde war und wie er glaubte, dass Musik für alle zugänglich sein sollte.


9. Welche Eigenschaften schätzen Sie an einem Menschen am meisten?
Empathie, für Menschen und Nichtmenschen, und eine tiefe Neugierde auf die Welt.


10. Ihr liebstes Smalltalk-Thema?
Reality-TV! Ich liebe Love Island.


11. Welcher Illusion geben Sie sich gerne hin?
Ich weiß nicht, ob die Frage so gemeint ist, aber ich habe vor kurzem das ABBA Voyage Hologramm-Konzert in London gesehen und wow! Diese Hologramme sind eine echte Illusion, ein fast perfektes Faksimile von ABBA in ihrer Jugend. Ich habe gelacht, ich habe geweint, ich konnte meinen Augen nicht trauen.


12. Welche Zeitungen, Magazine und Blogs lesen Sie?
Ich lese Defector, weil die Seite absolut brillant ist – und ich dort arbeite. Außerdem lese ich die Newsletter DAVID des Schriftstellers Davey Davis, sweater weather von Brandon Taylor und TV Dinner von Maddy Court.


13. Ihre Lieblingsbuchhandlung?
A Room Of One's Own in Madison, Wisconsin, ist eine Buchhandlung, die sich wie Familie anfühlt.


14. Ihr Lieblingsmuseum?
Ich weiß nicht, ob ich wirklich eines habe, aber ich habe vor kurzem zum ersten Mal das Natural History Museum in London besucht und war überwältigt, als ich neben Mary Annings Ichthyosauriern stand und sah, wie sich das Licht in Blaschkas Glasmodellen von wirbellosen Meerestieren spiegelte.


15. Welchen Satz haben Sie sich zuletzt aus einem Buch notiert?
“I think to say, but do not, that to look into other people’s faces for your therapy is a dangerous proposition.” — Christina Sharpe, "Ordinary Notes".


16. Welches Buch würde niemand in Ihrer Bibliothek erwarten?
"Middlemarch" von George Eliot – ich bahne mir langsam einen Weg durch dieses Buch, denn es ist ein Buch, für das man viel Zeit und den Kopf frei haben muss, um sich an die kleinen Nebenfiguren zu erinnern, die sie mit einer so wunderbar bissigen Sprache auseinanderpflückt.


17. Ein Buch, das Ihr Leben verändert hat?
"Confessions of the Fox", Jordy Rosenberg